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Dienstag, 9. Oktober 2012

"Online-Sucht": Gefährdet sind vor allem ledige Männer ohne Job


"Online-Sucht": Gefährdet sind vor allem ledige Männer ohne Job


Ledige und arbeitslose Männer sind laut Ergebnissen einer Studie (PDF-Datei) besonders gefährdet, sich so sehr in den Tiefen des Netzes zu verlieren, dass sie den Bezug zur Realität verlieren. Die krankhafte Internetnutzung äußere sich darin, dass die Betroffenen ihr soziales Leben vernachlässigten, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), am Dienstag zur Jahrestagung der Drogenbeauftragten in Berlin. Darunter litten dann die Arbeit oder der Schulbesuch, mitunter auch einfache Dinge wie Essen und Waschen.
0,7 Prozent aller 25- bis 64-Jährigen in Deutschland kämen nicht mehr von Online-Spielen oder Sozialen Netzwerken los. Mit 1,0 Prozent sei der Anteil bei Männern mehr als doppelt so hoch wie bei Frauen (0,4 Prozent), teilte Dyckmans mit. "Die Betroffenen flüchten in eine virtuelle Welt. Dort bekommen sie Anerkennung und Belohnung." Die Drogenbeauftragte bezog sich dabei auf Ergebnisse der im September 2011 vorgestellten Studie "Prävalenz der Internetabhängigkeit" (PDF-Datei) der Universitäten Greifswald und Lübeck. Dabei wurden 14.000 Personen im Alter von 14 bis 64 Jahren telefonisch nach ihrer Internetnutzung befragt.
Insgesamt gelten dieser Erhebung zufolge in Deutschland rund 560.000 Menschen zwischen 14 und 64 Jahren als "internetsüchtig". Unter ihnen sind 250.000 Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren. Hier ist das Geschlechterverhältnis nahezu ausgeglichen. 2,5 Millionen Menschen nutzen laut Studie das Netz auf problematische Weise und drohen in eine Abhängigkeit abzurutschen.
"Die Zahlen zeigen ganz akut einen Handlungsbedarf", sagte Dyckmans. Es müsse ein besonderes Augenmerk auf die Prävention gelegt und dabei die ganze Familie einbezogen werden. "Da gibt es gute Erfolge." Auch müsse Internetsucht als Krankheit klassifiziert und in das internationale Diagnoseverzeichnis aufgenommen werden, forderte sie.
Der Begriff der Internet-Sucht ist jedoch wissenschaftlich umstritten. Einige Psychologen sehen in einer exzessiven Internet-Nutzung keine eigenständige Störung, sondern lediglich das Symptom einer psychischen Erkrankung wie der Depression. Andere fordern hingegen, exzessive Internetnutzung als eigenständige Krankheit einzuordnen. Bislang ist Internetabhängigkeit von der Weltgesundheitsorganisation nicht als Verhaltenssucht anerkannt. Auch in die Entwürfe für die fünfte Fassung des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders wurde Internet-Sucht bislang nicht als Erkrankung aufgenommen.
(Mit Material von dpa) / (dpa) / (axk) 

Quelle / Volltext Heise

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